Im GW-Unterricht hatten die Schülerinnen und Schüler der Klasse 8c in den letzten Wochen schon erfahren, dass ihre Heimatstadt Homburg vor fast zweihundert Jahren eine bedeutende Rolle für die liberale Freiheitsbewegung in Deutschland spielte. Schließlich waren die beiden Homburger Bürger Philipp Jakob Siebenpfeiffer und Johann Georg August Wirth Mitorganisatoren und Redner auf dem Hambacher Fest in der Pfalz im Jahr 1832, der ersten politischen Massendemonstration auf deutschem Boden.

Dass sie aber nun persönlich von Wirths Witwe  Regina im Rahmen einer inszenierten Kostümführung an die Wirkungsstätten der beiden Freiheitskämpfer in Homburg geführt werden, hätten die Schülerinnen und Schüler nicht gedacht. Stilecht in zeitgenössischer Kleidung begrüßte „Regina Wirth“ (im „echten“ Leben heißt sie Monika Link) die „jungen Herrschaften“ der Klasse 8c bei strahlendem Sonnenschein im Garten des heutigen Siebenpfeiffer-Hauses, wo zur damaligen Zeit auch Siebenpfeiffers Wohnhaus stand. Im Siebenpfeiffer-Haus konnte die Druckerpresse bestaunt werden, mit der Wirth und Siebenpfeiffer ihre freiheitlichen Schriften druckten. Richtig aufregend wurde es dann im Sitzungssaal des Siebenpfeiffer-Hauses, wo Frau Wirth mit einer Pistole der Klasse demonstrierte, wie ein Duell, zu dem ihr Mann aufgefordert wurde, glücklicherweise zu seinen Gunsten endete. Gespickt mit zahlreichen Anekdoten führte Frau Wirth die Schülerinnen und Schüler zu weiteren Wirkungsstätten der beiden Freiheitskämpfer. So erfuhren sie zum Beispiel auf dem historischen Marktplatz, wie sich die Homburger Bürger dort im Jahr 1832 trafen und gemeinsam auf Leiterwagen bis zum Hambacher Schloss bei Neustadt an der Weinstraße fuhren, um am Hambacher Fest teilzunehmen. Ein paar Meter weiter befindet sich an einem Haus in der Bahnhofstraße ein Schild mit der Aufschrift „Wohnhaus von Johann Georg August Wirth“. Seine Witwe wusste jedoch zu berichten, dass sie nicht in diesem Haus mit dem besagten Schild wohnten, sondern ein Haus weiter. Städtische Arbeiter hätten vor einigen Jahren das Schild aber ans falsche Haus befestigt. Regina Wirth verdeutlichte in ihren Erzählungen sehr anschaulich, wie gefährlich es war, sich damals für die freiheitliche Bewegung einzusetzen. Überall musste mit Spitzeln gerechnet werden, Hausdurchsuchungen und Verhaftungen standen an der Tagesordnung. So verbrachte auch ihr Mann Johann Georg August Wirth einige Jahre im Zuchthaus, während sie mit drei Kindern die Stellung hielt und versuchte, seine Schriften im Untergrund zu vertreiben.

Die kurzweilige Führung endete schließlich am Homburger Freiheitsbrunnen am Rondell, an dem die Druckerpresse von Wirth und Siebenpfeiffer, die Fahrt der Homburger zum Hambacher Fest sowie das Aufstellen eines Freiheitsbaumes auf dem Marktplatz zu sehen sind.

An dieser Stelle nochmals vielen Dank an Monika Link alias „Regina Wirth“ und die Siebenpfeiffer-Stiftung, die diesen anschaulichen und lehrreichen Stadtrundgang kostenlos für Schulklassen anbietet.

 

„Regina Wirth“ (Monika Link) mit Arne, Justin und Andreas

Freiheitsbrunnen am Rondell

Rechts: Siebenpfeiffer; links unten: Wirth

Bilder befinden sich im Sitzungssaal des Siebenpfeiffer-Hauses

 

 

Bericht und Fotos: Britta Baschab-Krupp